Jetzt wird doch geflutet. Die Tore des Staudamms in der Nähe von Pergamon wurden geschlossen und der Wasserspiegel hat laut türkischer Medien bereits die Ruinen von Allianoi erreicht, eine der ältesten Kuranlagen der Welt. Die Ausgrabungen in Allianoi überraschten bei ihrer Ausgrabung 1998 selbst Experten. Nur 20 Prozent der Anlage wurden bisher freigelegt, und nun verschwinden sie unter Wasser.
Seit Jahren versuchen Staudammgegner mit Unterstützung von Wissenschaftlern die Flutung dieses Staudamms zu verhindern. Den Behörden wird jetzt seitens der Gegner vorgeworfen, den Ausgang des Rechtsstreits nicht einmal abgewartet zu haben.
Weil die Türkei etwa 20 Prozent ihres Energiebedarfs durch Wasserkraft erzeugt und etwa 70 Prozent Energie importieren muss, sind noch weitere Stadämme geplant. Auch die antike Stadt Hasankeyif wäre schon längst im Wasser versunken, hätten nicht massive Proteste das Projekt bisher verhindert. Unverständlich ist, warum in einem sonnenreichen Land wie der Türkei noch immer kein Strom durch Solar-Energie hergestellt wird.
Der Staudamm bei Allianoi allerdingst ist nicht für die Energiegewinnung, sondern für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen gedacht. Ein solcher Staudamm wurde auch in 2009 in der südtürkischen Stadt Alanya geflutet, der teils zur Stromgewinnung, teils für die Bewässerung von Feldern vorgesehen war. Doch als mit dem Bau des Dim-Staudamms in Alanya vor etwa 15 Jahren begonnen wurde, konnte wohl niemand voraussehen, dass nach seiner Fertigstellung kaum noch landwirtschaftliche Flächen zu bewässern sind, weil sie entweder bebaut wurden oder aber nicht mehr bewirtschaftet werden. Die Türkei hat einen großen Teil ihrer Landwirtschaft durch die Auflagen der EU im Zuge der Beitrittsverhandlungen aufgeben müssen. So wird beispielsweise kaum noch Baumwolle angebaut. Einige Jahre lang wurde den Baumwollbauern ein kleines "Schmerzensgeld" gezahlt, damit sie auf ihren Feldern nicht mehr arbeiten, jetzt bekommen sie gar nichts mehr. Wen wundert`s da, dass sie alle nur darauf warten, dass auch auf ihren ehemaligen Feldern endlich Hotels oder Wohnblöcke gebaut werden.
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