Oh, nein, bitte nicht solche Geschichten vom "getrennten Papi" wie die von Andreas Wrede im Stern-Blog, der mit seinen "getrennten" Kindern ein Wochenende in Paris verbringt. Ich bin sicher, die "getrennte Mami" würde ebenso gerne ein solches Wochenende mit ihren Kindern in Paris, Mailand oder Barcelona verbringen, wenn sie nur nicht vom Alltagsstress mit den "getrennten Kindern" so vereinnahmt wäre, dass es dazu kaum oder höchst selten kommt. Wenn diese getrennte Mami dann auch noch berufstätig ist, sind ihre Wochenenden ohnehin mit Hausarbeit ausgefüllt, so dass sie froh sein kann, wenn sie es an einem Sonntag mit ihren Kindern für 1-2 Stündchen in den Park oder zum Eis essen schafft. Eine solche Mami träumt normalerweise nur davon, mit ihren Kindern ein entspanntes Wochenende in einem schönen Hotel in einer tollen Stadt zu verbringen. Und wenn dies überhaupt vorkommt, dann selten ohne gleich wieder für die Fliege an der Wand verantwortlich gemacht zu werden.
Der getrennte Papi ist ja nun - warum auch immer - von den Alltagspflichten, die so eine Familie nun mal mit sich bringt, entlassen. Möglicherweise und im allerbesten Fall war er ja so ein Papi, der sich sogar noch abends um den gerissenen Riemen am Schulranzen, um die Ketchup-Flecken im weißen T-Shirt - und allen stressigen Pflichten voran - die Hausaufgaben gekümmert hat. Vielleicht erinnert er sich ja noch daran wie es war, wenn Mami oder auch Papi neben ihren beruflichen Pflichten auch noch die eines Privatchauffeurs der Kinder, eines Kochs mit endlosen Einkaufslisten, einer Wasch- und Putzfrau mit Bergen von Bügelwäsche, nebenbei Entertainer für die eigenen Kinder und deren Freunde, Psychotherapeut für die jeweils anfallende Problembewältigung die in einer Familie unausweichlich anfällt, Erzieher und freundschaftlicher Berater, Ehepartner und ...und...und erledigen mussten.
Der getrennte Papi erfüllt in der Regel eine Onkel-Position, mit der man sich unglaublich beliebt machen kann. Denn er braucht sich alle paar Wochen irgendein und eigentlich gar nicht so ungewöhnliches Ereignis auszudenken, das er seinen getrennten Kindern bieten wird und schon steht er auf der Beliebtheits-Skala ganz oben. Ist ja auch klar, wer - und das gilt nicht für Kinder - würde nicht gerne ein Wochenende in Paris, Mailand oder Barcelona verbringen und das auch noch mit dem getrennten Papi, der mit Sicherheit beim Pommes-Frites-Essen mit Ketchup und Mayo nicht darauf hinweisen wird, möglichst Ketchup-Flecken auf vor allem hellen Kleidungs-Stücken zu vermeiden. Sollten diese dann doch passieren, werden jene Kleidungsstücke mit höchster Wahrscheinlichkeit in einen der beiden kleinen Koffer gepackt, die von der getrennten Mami tatsächlich nicht "überbestückt" in Paris angekommen sind. Damit werden die Pariser oder Mailänder Ketchup-Flecken wortlos in den kleinen Koffern an die getrennte Mami übergeben, die sie in mehreren Wasch- und Einweichgängen bearbeiten wird, damit jene Kleidungsstücke beim nächsten Wochenende mit dem getrennten Papi wieder sauber in jene Köfferchen gepackt werden können...
Weiß der getrennte Papi überhaupt, was es heißt, beispielsweise Tomaten- oder Ketchup-Flecken auszuwaschen?
So einen getrennten Papi kann man ja nur lieben, oder etwa nicht? Am Montagmorgen nach diesem wunderschönen Wochenende in Paris, an dem die Kids die Nacht zum Tag machen durften - an jenem Montagmorgen eben, an dem dann wieder der Wecker klingelt und man am liebsten liegen bleiben möchte, da ist dann wieder die getrennte Mami an der Reihe, mit den unangenehmen Sachen wie Wecken, mit dem eiligen Frühstück und den Pausenbroten (...aber in Paris haben wir leckere Croissants gegessen) und dem Sportbeutel (...da ist das T-Shirt drin, das ich nicht mag) und den Hausaufgaben (...ich hab aber keine Lust) und dem Abendessen (...ich mag aber keinen Spinat) und dem abendlichen Zu-Bett-Gehen (...in Paris durften wir aber aufbleiben) und den schier unaufhörlichen Wünschen (...der Papi würde uns das aber erlauben) und...und ... und!!!
Aber es soll ja auch getrennte Väter - die sich nicht unbedingt "Papi" nennen - geben, die sich um all diesen Alltagskram kümmern und deren Kinder dann von den getrennten Mamis am Wochenende hin und wieder abgeholt werden, um mit ihnen etwas zu unternehmen.
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