Montag, 28. Februar 2011

Hotelbewertungen als Marketinginstrument

Immer häufiger werden Hotelbewertungen auf den entsprechenden Portalen manipuliert. Urlaubsreisende sollten sich daher nicht auf die Kommentare und Empfehlungen der angeblichen Gäste verlassen. Bewertungen sind inzwischen zu einem entscheidenden Marketinginstrument der Hotels geworden.

Yasar B. wurde als Rezeptionist in einem großen Hotel in der Nähe von Antalya eingestellt. Als Deutschtürke mit gutem Englisch wurde er gern genommen. Doch nach einer Weile saß er fast nur noch am Computer, um mit Hunderten von falschen E-Mail-Adressen Hotelbewertungen zu schreiben. Dieses Vorgehen scheint inzwischen mehr die Regel als die Ausnahme bei vielen Hotels darzustellen. Schlechte Bewertungen für andere, gute Bewertungen für das Hotel, in dem er arbeitete, musste Yasar schreiben. Tag für Tag, bis er genug davon hatte und seinen Job kündigte. Jetzt ist er Geschäftsführer eines Hamams.

Immerhin informiert sich mehr als die Hälfte der Deutschen vor einer Reisebuchung im Internet über Unterkünfte. Ob Hotels, Ferien-Wohnungen oder Häuser, alles wird im Internet recherchiert und wie man jetzt weiß, sind diese Informationen nicht zuverlässig. Auch das ZDF berichtete kürzlich über Manipulationen auf Bewertungsportalen und machte den Test: Eine Reporterin schrieb frei erfundene positive Bewertungen und schrieb Dinge, die es im Hotel gar nicht gab. Und das taten wir auch. Wir berichteten über die ruhige Lage, obwohl das Hotel an einer Bundesstraße lag, oder über Wellness-Einrichtungen, die es nicht gab und über Tennis-Plätze die nicht existierten. Die Bewertungen wurden veröffentlicht.

Und so sollen auch Hoteliers immer häufiger Agenturen beauftragen, Hotelbewertungen zu manipulieren, berichten Brancheninsider und Betreiber von Hotelportalen. Laut ZDF.reporter unterwegs berichtet beispielsweise die Düsseldorfer Agentur „Revolvermänner“ von Agenturen, die sich auf das Manipulieren von Bewertungen im Internet spezialisiert haben und erhielt selbst im vergangenen Jahr Anfragen von 40-50 Hotels, um fiktive Bewerbungen schreiben zu lassen.  "Revolvermännner" lehnt solche Aufträge strikt ab. So enstehe ein Teufelskreis, heißt es dort. Eine Art Wettrüsten finde statt, weil Agenturen nicht nur Kunden hoch-, sondern die Konkurrenz abwerten. Somit habe der Verbraucher keine Chance mehr zu erkennen, welches Hotel gut und welches schlecht sei. Es sei ein regelrechter Bewertungskrieg ausgebrochen.

So gesehen könnte man auch schlussfolgern, dass selbst echte Empfehlungen aus subjektiver Sicht geschrieben werden. Jeder hat seine eigenen Vorstellungen von einem Urlaubshotel und somit sollte man sich auf die Bewertungen auf den entsprechenden Portalen nicht verlassen.

(Mit Material von ZDF)

Donnerstag, 24. Februar 2011

172 Jahre Haft für pensionierten türkischen Oberst

Die türkische Justiz klagt Mitglieder einer mutmaßlichen Erpressergang an, die innerhalb der Armee ihre Opfer mit Sex-Videos unter Druck versucht haben soll, unter Druck zu setzen.

Wie türkische Medien berichten, wurde für den pensionierten Oberst, der als Anführer der Gruppe gilt, eine Gefängnisstrafe von 172 Jahren gefordert. Die Zeitung “Radikal” schreibt, dass insgesamt 5 000 Personen ausspioniert wurden. Zuerst sollen hochrangige Offiziere mit Prostituierten zusammengebracht und dann deren Schäferstündchen gefilmt worden sein. Mehr als 160 000 geheime Dokumente wurden angeblich auf diese Weise zusammengetragen. Unter den Dokumenten sollen sich auch Lagepläne und Fotos von Militäreinrichtungen befinden, so dass die Anklage nicht nur auf Erpressung, sondern auch auf Spionage lautet. Es sei sogar teilweise versuchten worden, diese Dokumente an andere Staaten zu verkaufen. Nun hat man beim türkischen Generalstab neben allen anderen Sorgen auch noch jene, dass die nationale Sicherheit bedroht sein könnte, sollten diese Dokumente an die Öffentlichkeit geraten. Insgesamt soll es sich um 56 Personen handeln, die unter Anklage stehen.

Montag, 21. Februar 2011

Erdogans Ghostwriter - Sarrazin rezensiert

http://www.faz.net/s/Rub31A20177863E45B189A541403543256D/Doc~EC60A3BBEFFCC4B32868F231884457F78~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Geschichte unter Wasser

Jetzt wird doch geflutet. Die Tore des Staudamms in der Nähe von Pergamon wurden geschlossen und der Wasserspiegel hat laut türkischer Medien bereits die Ruinen von Allianoi erreicht, eine der ältesten Kuranlagen der Welt. Die Ausgrabungen in Allianoi überraschten bei ihrer Ausgrabung 1998 selbst Experten. Nur 20 Prozent der Anlage wurden bisher freigelegt, und nun verschwinden sie unter Wasser.

Seit Jahren versuchen Staudammgegner mit Unterstützung von Wissenschaftlern die Flutung dieses Staudamms zu verhindern. Den Behörden wird jetzt seitens der Gegner vorgeworfen, den Ausgang des Rechtsstreits nicht einmal abgewartet zu haben.

Weil die Türkei etwa 20 Prozent ihres Energiebedarfs durch Wasserkraft erzeugt und etwa 70 Prozent Energie importieren muss, sind noch weitere Stadämme geplant. Auch die antike Stadt Hasankeyif wäre schon längst im Wasser versunken, hätten nicht massive Proteste das Projekt bisher verhindert. Unverständlich ist, warum in einem sonnenreichen Land wie der Türkei noch immer kein Strom durch Solar-Energie hergestellt wird.

Der Staudamm bei Allianoi allerdingst ist nicht für die Energiegewinnung, sondern für die Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen gedacht. Ein solcher Staudamm wurde auch in 2009 in der südtürkischen Stadt Alanya geflutet, der teils zur Stromgewinnung, teils für die Bewässerung von Feldern vorgesehen war. Doch als mit dem Bau des Dim-Staudamms in Alanya vor etwa 15 Jahren begonnen wurde, konnte wohl niemand voraussehen, dass nach seiner Fertigstellung kaum noch landwirtschaftliche Flächen zu bewässern sind, weil sie entweder bebaut wurden oder aber nicht mehr bewirtschaftet werden. Die Türkei hat einen großen Teil ihrer Landwirtschaft durch die Auflagen der EU im Zuge der Beitrittsverhandlungen aufgeben müssen. So wird beispielsweise kaum noch Baumwolle angebaut. Einige Jahre lang wurde den Baumwollbauern ein kleines "Schmerzensgeld" gezahlt, damit sie auf ihren Feldern nicht mehr arbeiten, jetzt bekommen sie gar nichts mehr. Wen wundert`s da, dass sie alle nur darauf warten, dass auch auf ihren ehemaligen Feldern endlich Hotels oder Wohnblöcke gebaut werden.

Mittwoch, 9. Februar 2011

Wael Ghonim - die Personifizierung der ägyptischen Protestbewegung

Wer heute noch an der Macht von Facebook, Twitter & Co. zweifelt, sollte sich einmal anschauen, wie Wael Ghonim nach seiner Freilassung in Ägyten endgültig zum Gesicht der Protestbewegung geworden ist.

Der Google-Mitarbeiter war 12 lange Tage von den ägyptischen Sicherheits-Behörden festgehalten worden und ist seit Montag wieder frei. Nun wird er gefeiert, wie ein Held. Im vergangenen Jahr hatte der 30-Jährige die Facebook-Seite "Wir sind alle Khaled Said" gegründet, die auch zu den Protesten am 25. Januar aufrief. Khaled Said wurde im vergangenen Jahr in Alexandria von Polizisten zu Tode geprügelt.

Direkt nach seiner Freilassung gab Ghonim dem Privatsender Dream TV ein sehr emotionales Interview und kurz darauf hatte seine Facebook-Seite 170 000 neue Mitglieder. Seine Person und seine Geschichte dominiert in diesen Tagen die ägyptische Presse sowie das Internet. Diese Protestbewegung, die vor allem von der jüngeren Generation in Ägypten getragen wird, hat inzwischen massenweise Anhänger aus jeder Bevölkerungsschicht und jeden Alters bekommen.

Montag, 7. Februar 2011

So schön, dass es Euch gibt...

Heute wurde Bernd Eichinger beerdigt. Kürzlich war es Christoph Schlingensief und die vielen, die nicht in der Presse erscheinen, sind gegangen in den vergangenen Jahren - für immer. Die Trauer um großartige Künstler oder um diejenigen, die uns in unserem höchst privaten Leben viel bedeutet haben, ist nicht nur Ausdruck eines zutiefst empfundenen Verlustes, sondern auch - und vielleicht sogar vor allem - der Gewissheit um die eigene Endlichkeit.

Ich erinnere mich noch gut an die 80-er Jahre, da erlebte ich zum ersten Mal solch eine Sterbewelle. Einige starben an Drogen, einige verzweifelten am noch ganz jungen Leben und begingen Selbstmord, andere starben durch Motorrad- oder Autounfälle. Der eine oder andere Todesfall kam einem damals so furchtbar bedrohlich nahe,  man spürte den Tod hautnah und eiskalt, dass mir noch heute eine Gänsehaut "wächst".

Heute ist man da irgendwie furchtloser, eventuell deshalb, weil man sich an das Sterben rundherum gewöhnt hat? Weil man vielleicht nun mit den Lücken, die entstanden sind, besser umzugehen weiß, weil wir uns ohnehin schon längst in alle Winde verstreut hatten und somit nicht mehr, wie früher, ständig zusammen hockten? Oder weil wir einfach insgesamt mit den Jahren "cooler" geworden sind?
Viele Fragen, kaum Antworten! Ich persönlich habe gelernt, so manche schöne Erinnerung lebendig zu erhalten, und mich in stillen Momenten an ihnen zu erfreuen. Eben diese stillen Momente suche ich immer häufiger und dabei wird mir bewusst, dass es eben diese Momente sind, von denen ich früher - in den "wilden Zeiten" immer sprach: "Ich möchte später im Schaukelstuhl sitzend mich beim Erinnern freuen können!" Zur Zeit finden diese höchst privaten Erinnerungen noch nicht im Schaukelstuhl statt, aber es kommt vor, dass ich leise vor mich hin lache, weil sie immer lebendiger werden!

Freuen wir uns also nicht nur über die hoffentlich immer lebendig bleibenden Erinerungen an diejenigen, die bereits in die Parallelwelt umgezogen sind, sondern vergessen wir darüber nicht, uns über diejenigen Freunde, Bekannte und Verwandte zu freuen und sie zu schätzen, solange sie noch real erreichbar sind. Nach ihrem Tod Loblieder auf sie zu singen oder sich gar mit ihnen zu schmücken, während man sie in diesem Leben nicht genügend zu schätzen wusste, ist relativ sinnlos, dafür eher unanständig!
An alle meine mir lieben Menschen: Wie schön, dass es Euch gibt!

Mittwoch, 2. Februar 2011

“Mubarak, Du wirst sterben!”

So wurde der türkische Ministerpräsident in der Überschrift eines Artikels in der türkischen Tageszeitung “Taraf” zitiert. Erdogan, der kurz vor seiner Abreise nach Kirgistan noch eine Rede zur Lage in Ägypten hielt, sagte: ” Niemand hält einem solchen Druck stand.” Und an die Adresse Mubaraks: “Hör auf das, was die Menschen wollen!”

Während einer Parlaments-Rede äußerte der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan sich dahingehend, dass er seine Ägypten-Reise verschoben habe, bis das Land sich wieder in einer normalen Situation befinde. An die Adresse Mubaraks sagte er, kein Land in der Geschichte habe je einem solch immensen Druck standhalten können und jedes Volk sprenge früher oder später die Ketten der Unterdrückung. Wir alle seien Menschen und jeder von uns werde einmal sterben. Wesentlich aber sei, dass wir für das, was wir hinterlassen auch zur Rechenschaft gezogen werden. “ Wir sind für das Volk da. Wir sind der Öffentlichkeit verpflichtet. Die Stimme des Volkes ist wertvoll und wir müssen ihr Gehör schenken. Wenn das Volk einen Wechsel will, dann sollte man diesem Ruf ohne Zögern nachkommen.”

Seine Partei, die AKP sei gegen den Status Quo an die Macht gekommen, sagte Erdogan. “Unsere Gradlinigkeit werden ein paar Intellektuelle oder einige Kolumnisten nicht aus der Form bringen”, sagte Erdogan.

“Wir beobachten hier zur Zeit eine autoritäre Außenpolitik. Die Türkei sagt “stop” zur Unterdrückung und hat alles, was in ihrer Macht stand dafür getan, um unseren Brüdern und Schwestern in den Nachbarstaaten zur Stabilität zu verhelfen”.

Die Mittelost-Staaten seien “dynamisch” und den Menschenrechten verpflichtet. “Wir müssen auf uns selbst vertrauen und die Schlacht für Gerechtigkeit und Freiheit gewinnen, ohne dass wir Gewalt, die zum Terrorismus führt, anwenden”. Erdogan betonte, dass die Türkei Ägypten genauso zur Seite stehe, so wie sie auch an der Seite Tunesiens war. An die Adresse des ägyptischen Volks sagte Erdogan: “Die Demokratie ist euer gutes Recht, aber ihr solltet dabei die Werte eures Landes erhalten. Wir möchten nicht, dass aufgrund des Status Quo in Ägypten ein Tropfen Blut vergossen wird”.
Die Rede Erdogans wurde vom Sender Al Jazeera mit Simultanübersetzung live übertagen.

(Erstveröffentlichung in weltexpress.de)

Al Jazeera English: Live Stream - Watch Now - Al Jazeera English

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