Sonntag, 19. September 2010

Warum der "Platz am Ostkreuz" jetzt "Annemirl-Bauer-Platz" heisst

Eigentlich sollte der Berliner "Platz am Ostkreuz" in "Lenbach-Platz" umgetauft werden. Weil jedoch ein umsichtiger Kollege eine kleine Recherche anstellte und ein großkotziges Briefzitat des Münchner Maler-Fürsten Franz von Lenbach fand, der ca. 1880 an seine Schwester folgendes schrieb: "In Berlin, so hoffe ich, fängt meine Carriere an, 5 000 - 10 000 Gulden jährlich wird mir (sofern ich gesund bleibe) wohl nicht schwer werden, den reichen Ochsten daselbst abzunehmen". "Reiche Ochsen?" Da reagierten die lokalpatriotischen Reflexe des Bezirksparlaments doch umgehend und vernichteten den instinktlosen Plan der Berliner Stadtverwalung, die diesen geldgierigen Lenbach vorgeschlagen hatte.
Man entschied sich dann dazu, den Platz auf den schönen Namen "Annemirl-Bauer-Platz" umzutaufen. Die 1989 verstorbene oppositionelle DDR-Künstlerin war eine Idealistin, die 1984 Honnecker in einem engagieren Brief völlig unvorsichtig eine "Reisefreiheit für alle Bürger" vorschlug. Daraufhin wurde sie erwartungsgemäß als feindlich-negatives Element "verfemt". Auch aus dem DDR-Künstlerbund wurde Annemirl 1984 "entfernt" und in die Arbeitslosigkeit gestürzt. Sie starb mit gerade einmal 50 Jahren an einem Krebsleiden. Ihre Tochter Amrei bewahrt noch 16 000 Bilder ihrer Mutter auf.

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