Samstag, 25. Dezember 2010

"Zornig war ich nur kurze Zeit"

Thilo Sarrazin über Opportunismus, Tabubrüche und darüber, dass der Bundespräsident Goethe und den Koran nicht auseinander halten kann.

Ich hätte eine Staatskrise auslösen können

Mein Buch hat sich bisher 1,2 Millionen Mal verkauft hat. Der Bundeskanzlerin und dem Bundespräsidenten hätte man es unter den Weihnachtsbaum legen können. Christian Wulff sollte man auch Goethes „West-östlichen Divan“ schenken, damit er nicht mehr verharmlosend daraus zitiert. Lektionen eines Jahres.

http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~E284A6AAD8F2741ACA8B0152EC9E45C59~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Ein bisschen Luxus muss sein...

…wenn man denn auch seine Stromrechnungen bezahlen könnte. Dem „Mardan Palace Hotel“ im südtürkischen Antalya, das sich selbst als eines der luxuriösesten Hotels der Welt bezeichnet, soll der Strom abgestellt werden.

Am 23. Mai 2009 wurde das „Mardan Palace“ mit einer grandiosen Party, an der 600 geladene Gäste teilnahmen, eröffnet. Mit Stars wie Mariah Carey und Tom Jones, die für die Unterhaltung von hochkarätigen Gästen wie Seal, Monica Belluci, Sharon Stone und Richard Gere sorgten, sollte eine neue Dimension von Luxus-Tourismus in Antalya eingeleitet werden. Der russische Bauunternehmer und Milliardär, Telman Ismailow, sagte damals, er wolle das Goldene Zeitalter des Osmanischen Reiches mit seiner Opulenz in seinem Hotel wieder aufleben lassen. Er habe sich auch bei der Architektur von dem Osmanischen Erbe inspirieren lassen sowie bestimmte Merkmale des alten Istanbul nachgebaut. Aber nicht nur Istanbul, sondern auch Venedig findet sich in seinem Hotel. So fahren Gondeln die Gäste durch den größten Pool, der am Mittelmeer zu finden. Ob sie zur Zeit fahren, wissen wir nicht, aber die benötigen ja auch keinen Strom. Weiterhin finden sich fünf gigantische Aquarien im „Mardan Palace“, die die Ozeane der Welt reflektieren sollen,

Das Hotel bietet einen Spa-Bereich auf 7 500 Quadratmetern an, 11 Bars und 10 a la carte Restaurant, inklusive französischer, japanischer, russischer, thailändischer und traditioneller türkischer Küche an. Wie das zur Zeit gehandhabt wird, konnten wir leider nicht erfahren. Die Telefone des Hotels waren den ganzen Tag über besetzt. Die Stromschulden sollen sich auf etwa 3.800 000 Euro belaufen und in der lokalen Presse war zu vernehmen, die Hälfte offenstehenden Rechnungen sei bereits bezahlt worden.

Viele Hotels in der Region stöhnen unter der Last der hohen Stromrechnungen, die sie zu berappen haben, vor allem auch darum stöhnen sie, weil die wohlhabenden Touristen ausbleiben und durch den Preisdruck auf dem Reisemarkt der Massentourismus das Geld nicht bringt, das sie bräuchten, um ihre Kosten begleichen zu können. Der Strom in der Türkei recht teuer, da das Land einen Großteil ihrer Energie aus dem Ausland importieren muss. Doch mit der Privatisierung des Stromnetzes, die im kommenden Jahr abgeschlossen sein soll, will man sich mit der Investition in Erneuerbare Energien beschäftigen. Wundern tut es allemal, dass gerade im Süden des Landes die Hotels nicht schon längst Solar-Energie für den Eigenverbrauch nutzen.

Christine Keiner
(Erstveröffentlicht auf http://www.weltexpress.de/)

Sonntag, 19. Dezember 2010

Einer der größten Gewinner der Krise – die Türkei

Istanbul hat sich zu einer der boomenden Mode- und Tourismus-Metropolen entwickelt und rangiert laut des Brooking Instituts unter den kürzlich genannten vier chinesischen Städten als weltweit dynamischste Metropole. Vorbei scheinen die Zeiten der 1990er zu sein, als die Streitereien in den Koalitionsregierungen Strukturreformen und eine Löschung der dreistelligen Inflation verhinderten.

Aber noch immer ist die Türkei politisch sehr gespalten. Dieser Tage stehen fast 200 Top-Offiziere, darunter drei Kommandeure im Ruhestand, vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, eine Verschwörung sowie den Sturz der gegenwärtigen Regierung Erdogan vorbereitet zu haben. Doch die Anleger haben inzwischen die ungewohnte Stabilität der Einparteienherrschaft belohnt und man geht davon aus, dass Tayyip Erdogan im kommenden Sommer eine dritte Amtszeit antreten wird, so dass damit die Fortsetzung des zumindest gegenwärtigen Standards gewährleistet zu sein scheint. Untermauert wird diese Stabilität mit dem wirtschaftlichen Potenzial des Landes und seiner relativ jungen Bevölkerung von 75 Millionen relativ billigen Arbeitskräften.

Allerdings gibt es auch Anlass zu Bedenken, denn am vergangen späten Donnerstag hat die türkische Zentralbank die Leitzinsen um 50 Basispunkte auf ein neues Rekordtief von 6.5 Prozent gesenkt. Das gilt als Indiz dafür, dass sich zwar das Wachstum im Land blendend entwickelt hat, aber steht für Befürchtungen, dass sich die Wirtschaft nun überheizt werden könnte.

So schreibt „The Wall Street Journal“, die Politiker in Ankara würden damit „zocken, spekulative Investoren mit den gesenkten Zinsen abzuschrecken, um anstatt dessen den inländischen Verbraucher-Konsum anzuheizen. Der starke Zustrom von `heißem Geld` habe eine zentrale Schwäche in der türkischen Wirtschaft verursacht“ und somit werde zu Recht befürchtet, die Wirtschaft könne sich überhitzen.

Sicherlich wurde das Wachstumsmodell Türkei durch eine immense Verbraucher-Nachfrage angetrieben. Hier muss jedoch beachtet werden, dass das Land stark auf Importe angewiesen ist, sich auf die Teilfertigung von ausländischen Waren spezialisiert hat und über wenige Energieressourcen verfügt. Neueste Zahlen zeigen, dass die Importe zur Zeit bei 35 Prozent liegen, während sich das Exportwachstum auf 8.8 Prozent verringerte, was wiederum zu einem Leistungsbilanzdefizit von 360 Milliarden USD im Zeitraum von Januar bis Oktober 2010 führte. Im Vergleich zu dem gleichen Zeitraum im Vorjahr bedeutet dies eine riesengroße Ausdehnung von 288 Prozent. Experten sagen, je schneller die Türkei expandiere, umso schneller erweitere sich das Defizit und umso anfälliger würde die Wirtschaft für Schocks, falls sich einmal die Stimmung der Anleger verändere. Vor allem würde diese Lücke durch die Tatsache entstehen, weil hier viele spekulative Investitionen getätigt würden, sogenanntes „heißes Geld“ fließt, das sich aber ganz schnell wieder verflüchtigen könne, wenn die Zinsen gesenkt werden, um sich in anderen Ländern wie den USA, Großbritannien oder der Euro-Zone höhere Erträge zu suchen.

Rating-Agenturen sagen, dass das Leistungsbilanzdefizit der Grund dafür gewesen sei, die Leitzinsen zu senken, während Regierungs-Minister mit steigender Regelmäßigkeit davor warnen, durch den Zufluss von „heißem Geld“ könne die Wirtschaft untergraben werden. Übersehen werde  dabei allerdings, so das Wall Street Journal, dass die Inflation auf einem historisch niedrigen Stand sei und die Glaubwürdigkeit der Politik beständig steige, die ein schnelles Wachstum und einen Rückgang der Staatsverschuldung eingeleitet habe. Außerdem sei das „Rohmaterial“ vorhanden: die strategische Lage zwischen Asien und Europa, ein demokratisches System sowie eine Jahrhunderte alte Tradition als Handels-Drehscheibe geben der Türkei ein großes wirtschaftliches Potenzial an die Hand.

Auch wenn es mögliche Fallstricke gebe wie beispielsweise die umstrittene Zinssenkung, am Donnerstag, könnten die Entscheidungsträger der Türkei mit einem Wiedererstarken des Wachstums und der Fortführung der politischen Glaubwürdigkeit sich über die Bedenken einer überhitzten Wirtschaft hinwegsetzen, um mit ihrer Erfolgsgeschichte fortzufahren.

Christine Keiner
(Erstveröffentlicht auf http://www.weltexpress.de/)

Dienstag, 14. Dezember 2010

Die Russen kaufen, als gäbe es kein Morgen

Russland ist für Händler ein Eldorado: Denn Russen neigen bei ihren Einkaufstouren nicht zur Sparsamkeit. Die Kunden kaufen, bis das Portemonnaie leer ist. Daher ist der Konsum auch in Krisenzeiten eine wichtige Stütze der russischen Wirtschaft.


http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur-laenderanalyse/konsumstimmung-die-russen-kaufen-als-gaebe-es-kein-morgen;2710762;0

Samstag, 11. Dezember 2010

Öffentlich-rechtliches Product-Placement?


Bereits am 13. September berichtete die Zeitschrift “Journalist” über die undurchsichtige Zusammenarbeit zwischen Automobilfirmen und der ZDF-Sendung Wetten, dass..? und stellte dabei die Frage, wo beim ZDF die größere Kreativitätsleistung erbracht wird. Bei der Entwicklung neuer Programmideen oder doch eher beim Verschachteln undurchsichtiger Kooperationen mit Partnern aus der Industrie?

Für Wetten, dass..?-Zuschauer ist leicht erkennbar, dass Audi schon seit Jahren in der Sendung vorfährt und so in der Lage ist, seine Modelle vor Millionen Zuschauern präsentieren zu können. Dafür soll Audi laut Informationen des “Journalist” 1,8 Millionen Euro für zwei Staffeln von Wetten, dass..? zahlen. Interessanterweise wird der Deal über die Firma Dolce Media abgewickelt, die Thomas Gottschalk und seinem Bruder Christoph gehört, der auch Geschäftsführer ist. Laut Definition des 13. Rundfunkänderungsstaatsvertrags jedoch handelt es bei einer Kooperation, bei der es um Bildschirmpräsenz geht und für die das Unternehmen bezahlt, um Product Placement. Und genau das ist seit Inkrafttreten dieses Staatsvertrags im April den öffentlich-rechtlichen Sendern grundsätzlich verboten.

Auch wenn das ZDF einen derartigen Zusammenhang bestreitet, sieht alles danach aus, dass Dolce Media das für das ZDF erledigt, was der Sender nicht darf. Laut “Journalist” sagten die Brüder Gottschalk in einem Interview mit dem Focus vor sechs Jahren, dass die Geschäftsidee für die Firma Dolce Media die gewesen sei, “sich um die Vermarktung von `Wetten, dass..?` zu kümmern. Sein Bruder habe sich dann mit dem ZDF zusammen gesetzt und Partner gesucht. Zitat Thomas Gottschalk: “Ich komme ja aus einer Zeit, in der das öffentlich-rechtliche Fernsehen die Sendungen, die es produziert hat, auch noch bezahlen konnte. Heute sagt der Sender schon mal, diesen Gast können wir uns nicht leisten, dieses Bühnenbild ist uns zu teuer. Deshalb muss es neue Ideen zur Finanzierung geben. (…) Was mit Gebühren nicht mehr zu finanzieren ist, fällt eben weg, oder es müssen Sponsoren ran”. ZDF-Sprecher Walter Kehr äußerte sich zu der Angelegenheit folgendermaßen: “Audi zahlt ausschließlich für Lizenzen, für umfangreiche Medien- und Beratungsleistungen in den Bereichen Print und Online, für die Einräumung der Persönlichkeitsrechte von Thomas und Christoph Gottschalk, für Events und Event-Organisationen sowie für Werbemaßnahmen im Rahmen ausländischer TV-Produktionen.” Um welche Leistungen es sich dabei handelt, wird nicht näher erläutert. Offen bleibt also, welche “Eventorganisationen”, “Werbemaßnahmen” und “ausländische TV-Produktionen hier wohl gemeint sein könnten.

Die Autobranche gehört international zu den Vorreitern bei Product Placement, vor allem in Kinofilmen und sie macht auch keinen Hehl daraus. Zu der Zusammenarbeit mit Dolce Media jedoch wollen sich weder Audi noch andere Hersteller “aus Wettbewerbsgründen” äußern.

Nun sieht zu aller Tragik des Unfalls bei “Wetten, dass..?” der Branchendienst Meedia einen Zusammenhang zwischen dem Sponsorenvertrag mit Audi und dem Unfall am vergangenen Samstag in der Show, bei dem sich der Student offenbar bleibende Verletzungen zugezogen hat. Zitat Meedia: “Wie die Idee zu dem Power-Rizer-Stunt entstand, ist unklar. Er passte allerdings nur zu gut ins Sponsoren-Konzept, dass der Student seine waghalsige Salto-Akrobatik über fahrenden Autos inszeniert und nicht etwa beispielsweise über Heuwagen, wo sein Sturz wohl glimpflicher hätte enden können. Erschwerend für den Sprung war auch, dass die A8-Limousine als Flaggschiff der Audi-Flotte 5,15 Meter misst – ein weiter Weg für einen Satz auf Sprungfedern…”

Der Evangelische Pressedienst resümiert in einem Beitrag, dass sich das ZDF in der “Quotenspirale” befinde und zitiert den Rheinland.Pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck, der gleichzeitig Verwaltungsratsvorsitzender des ZDF ist, es müsse darüber gesprochen werden, wann die Grenzen des Verantwortbaren überschritten würden. Allerdings geht es hier vielleicht gar nicht um Quotendruck und Zuschauerzahlen, sondern eher darum, den Verpflichtungen gegenüber einem Groß-Sponsor gerecht zu werden, in die sich ein öffentlich-rechtlicher Sender begeben hat? Hier könnte der (GEZ)- zahlende Zuschauer sich aufgefordert sehen, auf Rechenschaft zu bestehen.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Wer hat Angst vor Wikileaks?


Was eigentlich heisst “Wiki”…? Wiki soll von dem hawaiischen Wort WIKLwiki stammen und “schnell” bedeuten. Leaks bedeutet “Löcher”, also bedeutet WIKILEAKS “schnelle Löcher”…?

Dann stelle ich jetzt meine Frage noch einmal und die lautet dann so: “wer hat Angst vor schnellen Löchern?” Bei dem Versuch, mir die Frage selbst zu beantworten fallen mir als erste diejenigen ein, die sich jetzt erst einmal mit der Schadensbegrenzung befassen müssen, und das sind die Diplomaten. Denn Diplomaten sollen diplomatisch mit ihrem Gegenüber umgehen, doch was da in den offenbar nicht sehr geheimen Geheimdokumenten zu lesen war, war eben nicht nur sehr undiplomatisch, sondern streckenweise peinlich. Peinlich für diejenigen, die ihre Einschätzung niederschrieben und ebenso peinlich für diejenigen, die es betraf. Kein neues Watergate wurde der Welt beschert und der amerikanische Präsident und seine Außenministerin sind noch im Amt – und der deutsche Außenminister auch!

Warum nun ein Hacker wie Julian Assange mit Veröffentlichungen solcher Dokumente sich unter Umständen sein Leben ruiniert, wäre die nächste Frage. Ich kann nicht ganz an diese selbstlose Leidenschaft für Freiheit und Transparenz glauben. Wenn es denn doch so ist, alle Achtung! Ich persönlich jedenfalls habe großen Respekt vor derartig mutigen Idealisten.

Aber kehren wir zurück zu der Aufregung allerorten und dem, was eigentlich passiert ist. In erster Linie hat Wikileads dem Journalismus eins ausgewischt! Seitdem nämlich der investigative Journalismus weitgehend aus den Redaktionen der “Leitmedien” wegrationalisiert wurde und man mehr oder weniger Agentur-Texte bearbeitet und etwas ausgeschmückt der geneigten Leserschaft vorsetzt, seitdem jeder von jedem abschreibt, sogenannter Enthüllungs-Journalismus sich mehr mit den Unterhöschen von Britney Spears oder Lady Gaga beschäftigt und auf diese Weise eben mehr enthüllt als wirklich aufgedeckt wird, seitdem ist offenbar so etwas wie die schnellen Löcher von Wikileads notwendig geworden. Der angeblich etwas paranoide Julian Assange soll ja bei einem Gespräch mit dem Guardian die Gründe für seine Vision von Daten-Transparenz folgendermaßen erklärt haben: “Journalismus sollte mehr wie eine Wissenschaft sein. Fakten sollten so weit wie möglich nachprüfbar sein. Wenn Journalisten langfristig Glaubwürdigkeit für ihre Profession behalten möchten, müssen sie in diese Richtung gehen. Sie müssen mehr Respekt gegenüber ihren Lesern zeigen”.

Liegt der “leicht exzentrische und etwas paranoide” Assange damit etwa falsch? Ganz und gar nicht. Würden die etablierten Medien, die sogenannten “Leitmedien” ihre Arbeit besser machen, respektive dem Leser mehr Respekt entgegen bringen, indem sie ihn wirklich aufklären und zwar so, dass es keine Entschlüsselung einer Geheimsprache braucht, um auch zu verstehen, was sie schreiben, dann müssten diese Leitmedien sich nicht vor Bloggern oder gar um ihre Existenz fürchten. Und wo wir schon einmal dabei sind: dass in jedem guten oder schlechten Artikel über Julian Assange erwähnt wird, dass er exzentrisch und paranoid sei, nervt! Wer an seiner Stelle wäre nicht paranoid, denn schließlich wird er inzwischen von Interpol per Haftbefehl gesucht.

Ob Assange Menschen tatsächlich in Gefahr gebracht hat, wissen wir (noch) nicht. Wie auch immer die Zukunft von Wikeleads und seinem Gründer Julian Assange aussieht, eines jedenfalls ist sicher, er hat eine Organisation auf die Beine gestellt, die die Welt der Medien und der Politik vielleicht nicht wirklich auf den Kopf gestellt, aber doch viele neue Fragen aufgeworfen hat. Dass man ihn jetzt wegen Vergewaltigung, bzw. Belästigung in Schweden vor Gericht stellen will, gibt Vermutungen der verschiedensten Art jede Menge Futter.

Eines jedenfalls kann man ihm und seinen Helfern nicht nachsagen, dass sie schlampig gearbeitet hätten. Von den mittlerweile Zehntausenden Dokumenten zu Kriegen, Bankenskandalen und Terrorregimes, die in seiner Datenbank liegen, hat sich bisher noch kein einziges als unecht erwiesen. Dass Wikileads nun auch von Geldsorgen geplagt ist, ist ein Problem, mit dem auch etablierte und nicht etablierte Medien zu kämpfen haben. Nur hat man ihnen nicht die Server und Paypal gesperrt. Wir dürfen jedenfalls gespannt sein, ob Assange und seine Leute einen Weg finden werden, um weiter machen zu können oder ob Wikileads bereits Geschichte ist.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Die einsamste Familie der Welt

Seitdem der heute dreijährige Yusuf im vergangenen Jahr wegen starker Verbrennungen in einem Krankenhaus im türkischen Sanliurfa behandelt werden musste und mit einer HIV-verseuchten Bluttransfusion aus einer Blutbank infiziert wurde, steht das Leben der Familie auf dem Kopf. "Ihr seid krank und werdet uns alle anstecken"! Mit diesen Worten ächtete man die Familie in ihrem Dorf, so dass ihr nichts anderes übrig blieb, als das Dorf zu verlassen. Um den kleinen Yusuf nun gegen das Virus behandeln lassen zu können, verkaufte Vater Coban alles was er hatte. Selbst seine Waagen hatte der Bauer verkaufen müssen.

Spielkameraden hat der kleine Yusuf keine, nur manchmal beschäftigt sich sein wesentlich älterer Bruder mit ihm. Als einziges Spielzeug dient ihm ein altes Dreirad, das noch nicht einmal mehr über eine Lenkstange verfügt.

Dem offiziellen Aids-Bericht von 2010 zu Folge soll es in der Türkei etwa 3000 an Aids erkrankte Personen geben, aber man geht davon aus, dass es wesentlich mehr sind. Seit 1980 hat die Krankheit weltweit etwa 30 Millionen Menschen das Leben gekostet.

(gelesen in "Taraf Gazetesi" online vom 1. Dezember 2010 Foto: Taraf)